Miniserie: CHINESISCHE MEDIZIN FÜR DEN ALLTAG - Teil 2- 1: Verdauungsbeschwerden, Konzentrationsstörungen und Grübelei | 10 praktische Tipps für eine zufriedene Milz
Der Blog wurde von meiner sehr geschätzten Dozentin, Lynn Haetzel aus dem Xin-Bao-Institut, verfasst.
Die Texte sind sehr informative und wunderschön geschriebene Artikel die ich hier auf meiner Website veröffentlichen darf.
Dafür danke ich Ihr sehr und freue mich Ihnen die Chinesische Medizin so etwas näher zu bringen.
Wenn Sie die Chinesische Medizin interessiert oder Sie wissen wollen was ich sonst noch so mache oder wann der nächster Blog-Artikel erscheint, dann abonnieren Sie doch meinen 1-2- monatigen Newsletter: "hier"
BLÄHBAUCH, VÖLLEGEFÜHL & CO.
Mir begegnet das in meiner Praxis unheimlich oft: Verdauungsbeschwerden, entweder als Hauptanliegen für die Behandlung oder jedenfalls als „Add on“ nebenbei. Ständig geblähter Bauch, Druck und Völlegefühl in der Magengegend, Schweregefühl im Unterbauch, häufiges Aufstoßen, Sodbrennen oder Reflux, weiche, breiige Stühle und/oder Verstopfung – ich habe manchmal den Eindruck, es gibt kaum noch Menschen hier bei uns, die mit dem ein oder anderen nicht dauernd oder jedenfalls gelegentlich zu tun haben.
„MATSCHIG“ IM KOPF?
Wenn mir solche Symptome beschrieben werden, lauten meine nächsten Fragen meistens: Hast Du auch Konzentrationsschwierigkeiten oder kannst Dir nichts merken? Hast Du manchmal das Gefühl, im Kopf benebelt zu sein, nicht klar denken und fokussieren zu können? Oder Kopfschmerzen, vor allem im Bereich der Stirn? Fühlst Du Dich aufgedunsen oder hast Du ein Schweregefühl und/oder Wassereinlagerungen in den Gliedmassen? Bist Du viel müde, besonders nach dem Essen? Hast Du Heißhungerattacken und/oder Mundgeruch? Grübelst oder sorgst Du dich viel?
Oft ernte ich dann erstaunte Blicke, nach kurzem Nachdenken werden einige dieser Fragen in der Regel entweder zögerlich oder auch ganz entschieden bejaht. Bei manch einem schwingt in der Antwort die Frage mit: „Und woher weißt du das jetzt alles?“
Tja, woher weiß ich das jetzt? Weil es klassisch ist. Weil das alles die typischen Anzeichen einer Störung unserer Mitte sind, unseres Zentrums, unseres inneren Kupferkessels, in dem tagein, tagaus unser alchemisches Süppchen kocht und in dem „aus Schnitzeln Gedichte gemacht“ werden.
VERDAUST DU SCHON ODER SCHWÄCHELST DU NOCH?
Und weil wir ein Volk von „Mittenschwächlingen“ sind. Weil wir entweder überhaupt nicht auf unsere Ernährung achten oder Dinge essen und trinken, die uns als „total gesund“ verkauft werden, die uns aber in Wirklichkeit gar nicht bekommen und uns schwächen, statt uns Kraft zu geben (Stichwort: Smoothies – dazu mehr unten in den Tipps).
Oder weil wir verlernt haben, so zu essen, dass wir es auch verdauen können (hierzu 10 konkrete Tipps im Artikel „Das kleine Einmaleins des freundlichen Essens“).
Oder weil wir unsere Gefühle nicht verdauen können.
Oder weil unsere Eltern am Esstisch immer gestritten und wahlweise sich gegenseitig oder uns angebrüllt haben. (Eine Variante hiervon ist eisiges Schweigen beim Essen – auch gruselig!)
Oder weil das Feuer unter unserem Verdauungskessel so schwach ist, dass es für eine stundenlang gekochte, kraftvolle Brühe einfach nicht mehr reicht und stattdessen nur noch ein allenfalls lauwarmes, halbrohes Pfützchen dabei herauskommt.
Naaa, singe ich Dein Lied? Spricht etwas davon mit Dir? Dann willkommen im Boot, Du bist weiß Gott nicht allein. Ich kenne das selbst alles sehr gut. Du möchtest da gerne raus? Dann komm mit, ich zeig Dir einen Weg...
ZWISCHEN MAGEN UND MILZ...
Was ist das eigentlich genau, unsere „Mitte“? Relativ anatomisch-funktional gesehen meinen die Chinesen damit erstmal unsere Verdauungsorgane, Herrn Magen und Frau Milz. Und da geht es auch schon los: Also, das mit dem Magen leuchtet mir ja in punkto Verdauung noch ein, aber was hat die Milz damit zu tun?
Alles. Die Milz ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Verdauungssystems, und nicht nur das: eigentlich unseres gesamten Organismus. Die chinesische Medizin faßt den Begriff „Milz“ sehr viel weiter als wir im Westen; auch alle Funktionen der Bauchspeicheldrüse gehören dazu. Magen und Milz bilden eine Einheit, ihre Aufgaben sind so organisch miteinander verwoben, dass sie eigentlich immer in einem Atemzug genannt werden.
Die Milz und der Magen wandeln gemeinsam alles, was wir essen und trinken, in Nährenergie, Blut und Körperflüssigkeiten um. Dabei transportiert der Magen das „Trübe“ (also die festen Bestandteile dieses Verdauungsbreis) zur weiteren Verwertung nach unten zu Dünn- und Dickdarm, die Milz hingegen hebt das „Klare“ nach oben: gemeint sind damit die feinstofflichen Nahrungsessenzen wie Geschmäcker, Düfte, Farben, der Kuß der Sonne und der Flügelstreif eines Schmetterlings. Diese feinen Essenzen bringt die Milz nicht nur nach oben, sie verteilt sie auch im gesamten Organismus und nährt damit auch die anderen Organe.
Magen und Milz haben demnach einen extrem wichtigen Job in unserem Organismus: Ohne gut funktionierende Verdauung, ohne eine „starke Mitte“ steht uns nicht genug Energie für unseren Tag zur Verfügung und wir können auch nicht genug Blut und Körperflüssigkeiten produzieren, um unsere Organe und Gewebe zu ernähren und alle Abläufe reibungsarm und geschmeidig zu halten.
Wenn unsere Mitte schwächelt, produziert unsere Milz außerdem statt all den guten Sachen nur noch etwas anderes, was für viele der oben aufgezählten Symptome mitverantwortlich ist – die Chinesen nennen dieses Phänomen „Feuchtigkeit“. Dazu erzähle ich am Ende noch ein bißchen was, für alle, die es genauer wissen möchten.
DAS MUSS ICH ERSTMAL VERDAUEN
Aber nicht nur die substantielle Nahrung, auch geistige und emotionale Inhalte werden in unserer Mitte „verdaut“. Tja, oder eben auch nicht: eine schlechte Nachricht oder ein Streit mit unseren Liebsten kann uns noch lange „schwer im Magen liegen“, und wenn uns jemand einen „dicken Klops“ im übertragenen Sinne serviert, müssen wir den „erstmal verdauen“.
Du als aufmerksame Leserin ahnst es schon: hier liegt ein Teil des Hundes begraben, der uns so viel Verdauungsmühsal beschert – tun wir uns vielleicht hier und da schwer, das Nicht-Substantielle unseres Alltags zu verdauen? Leben wir in einer „genießbaren“ Beziehung, herrscht in unserer Familie, an unserem Arbeitsplatz, in unseren Köpfen ein Klima, was die Verwertung von Nahrung auf allen Ebenen begünstigt?
Der große Meister der taoistischen Bauchmassage Chi Nei Tsang, Gil Marin, hat das in einem Seminar mal sehr schön auf den Punkt gebracht:
„Wenn Du Deine Gefühle verdauen kannst, kannst Du alles verdauen!“
Und, kannst Du das, Deine Gefühle verdauen? Die aktuellen und auch die von früher, von vor 20, 30, 40 Jahren? Die Gefühle von damals, als Du als Kind von Deinen Eltern, Geschwistern, Großeltern, Mitschülern gehört hast, Du seist zu dick, zu dünn, würdest zu viel oder zu wenig essen?
ES WIRD GEGESSEN, WAS AUF DEN TISCH KOMMT!
Du solltest gefälligst aufessen, was andere Dir auf Deinen Teller gehäuft hatten? Essen, „was auf den Tisch kommt“? Oder essen, weil „die armen Kinder in Afrika“ hungern oder morgen sonst das Wetter nicht schön wird? Etwas essen, was Dir zuwider war, weil es ja „so gesund“ sei? Oder nicht so viel „fressen“, weil Du sonst zu „fett“ würdest?
Starker Tobak, ich weiß. Aber Hand auf´s Herz (oder besser: auf den Bauch): Wie viele von uns haben das genauso oder ähnlich erlebt? Wie viele von uns haben erlebt, dass beim gemeinsamen Essen am Familientisch peinliche Verhöre stattfanden, wie es denn heute in der Schule gewesen sei oder warum das Zeugnis schon wieder nicht oder dass die Lehrerin angerufen und sich beschwert habe oder oder.
Oder sonst wie schwer verdaubare Themen aufgebracht wurden, Konflikte gewälzt, der Ärger auf der Arbeit auf den Tisch gepackt oder der nächste Ehekrach unserer Eltern hochgeköchelt wurde? Oder eine solche unausgesprochene Spannung herrschte, dass einem allein davon schon der Appetit verging?
Die Störungen unserer Mitte fangen meiner Erfahrung nach oft schon im frühen Kindesalter an und es gibt nicht wenige Kinder und Teenager, die sich schon mit ständigem Bauchweh, Verstopfung und/oder allen möglichen „Nahrungsmittelallergien“ herumplagen. Ich persönlich glaube auch, dass das so weit verbreitete Phänomen „Reizdarm“ sehr oft hier seinen Ursprung hat.
Schauen wir uns einmal an, wie es sich in unserer Mitte eigentlich anfühlen sollte...
DIE WANDLUNGSPHASE ERDE – DER SPÄTSOMMER IN UNS
Wer von Euch schon andere Artikel aus dieser Serie gelesen hat, kennt dieses Spiel schon: Was assoziierst Du mit dem Bild von „Spätsommer“?
Genau: Erntezeit. Wogendes, goldgelbes Getreide auf den Feldern, reife, süße Früchte, aromatisch duftendes Heu. Gut gefüllte Kornspeicher, die die Aussicht auf den Winter gemütlich und wohlig erscheinen lassen. Die schon tieferstehende Sonne taucht alles in warme Farben, die Temperaturen sind angenehm. Überall wird Obst und Gemüse eingekocht, das wir uns später nur aus den Regalen zu nehmen brauchen.
All das repräsentiert die Wandlungsphase Erde in uns. Die Erde ist unsere Mitte, unser Zentrum, das Referential, auf das sich alle anderen Wandlungsphasen beziehen, die Nabe, die die Speichen des Rades zusammenhält.
Hier wird alles aufgenommen, zerkleinert, vergoren, weiterverteilt, gespeichert, in Alltagsenergie und nährende, befeuchtende Substanzen (Blut, Körperflüssigkeiten) umgewandelt.
Hier findet unsere innere Alchemie statt: Aus Haferbrei entstehen Baupläne, aus „Schnitzeln Gedichte“ (so schön sagte es immer die Lehrerin meiner Lehrerinnen, Marion Bartsch). Aus Steak oder schwarzen Bohnen wird Blut gewonnen, saftige Früchte und Tee werden zu Speichel, Tränen oder Gehirnflüssigkeit. (Das ist jetzt natürlich alles sehr plakativ, aber so in etwa stimmt es schon.)
HAST DU EIN ZUHAUSE IN DIR - ODER ISST DU STATTDESSEN ZU VIEL SCHOKOLADE?
Aber unserer „Mitte“ ist noch viel mehr als das: Unsere Mitte ist der Ort in uns, an dem wir zu Hause sind. An dem wir uns wohlig, genährt und geborgen fühlen. Der Kern in uns, der stabil bleibt, egal, welche Herausforderungen uns gerade entgegenbranden. Das wohlige Herdfeuer, an dem wir uns wärmen, während draußen der Sturm ums Haus heult.
Entspannt, zufrieden und im Einklang mit uns und der Welt: So fühlen wir uns, wenn wir eine gesunde, kraftvolle Mitte haben. Wenn die Umwandlungsprozesse in Magen und Milz ungestört ablaufen können und wir uns genug Pausen und Ruhe gönnen, um alles in Ruhe zu verdauen.
Fehlt uns dieses Gefühl, „in unserer Mitte“ zu sein, greifen wir nicht von ungefähr am Häufigsten zu etwas Süßem, um diese Leere in uns zu füllen: Der natürlich-süße Geschmack von reifen Früchten oder Korn, das wir lange genug kauen, gehört zur Spätsommer-Erde und unterstützt sie. Schwächelt unsere Erde, entsteht in uns das Verlangen nach dieser Süße – nur versuchen wir dann leider allzu oft, es mit Schokolade, Sahnetorte oder Gummibärchen zu stillen. Funktioniert natürlich auf Dauer nicht und führt im Gegenteil dazu, dass unsere Mitte immer schwächer und wir immer müder, immer geblähter und schwerer werden. (Keine Sorge: Weiter unten gibt es gleich ganz konkrete Tipps, wie Du Deine Mitte stattdessen stärken und damit Deinen Süßhunger ganz von allein regulieren kannst!)
MUTTER ERDE – MITGEFÜHL UND FÜRSORGE
Die Erde repräsentiert auch emotional in uns, was wir mit dem Begriff „Mutter“ im besten Sinne assoziieren: Unsere Fähigkeit, Mitgefühl sowohl mit anderen als auch mit uns selbst zu haben, uns selbst und andere liebevoll zu versorgen, zu halten, zu schützen – zu „muttern“ eben.
Ja, genau: Nicht nur andere, sondern erst und vor allem auch mal uns selbst! Eine gut funktionierende Erde gibt anderen freizügig, was sie zur Verfügung hat – aber eben auch nicht ständig mehr als das. Sie verteilt die Nahrung großzügig, und kehrt dann wieder zu sich selbst zurück, um ihre eigenen Speicher zu pflegen.
Für uns selbst gut zu sorgen, uns zu nähren auf allen Ebenen, das fällt uns also leicht, wenn unsere Erde gesund ist; ist sie jedoch zu schwach, zu kalt oder zu vollgestopft oder schon von Kindheit an (vor allem emotional) unterernährt, dann halten wir uns selbst oft unbewußt im Mangel.
„ICH MACH´ MIR DOCH NUR SORGEN UM DICH!“
Dann ernähren wir unseren Körper lieblos oder gar schädlich, dann wissen wir nicht, wie es geht, liebevolle und nährende Beziehungen zu führen. Dann fressen wir alles mögliche in uns hinein, stopfen uns auch geistig mit irgendwelchem Müll voll, statt uns am Lachen unserer Kinder, einem Spaziergang in unserem Lieblingswald oder dem Besuch einer wundervollen Ausstellung die Seele zu wärmen.
Und dann sind wir auch mit anderen nicht mehr wirklich mitfühlend und fürsorglich; wir neigen dann eher dazu, uns übergriffig und überkontrollierend zu verhalten und alles an uns zu reißen. Unter dem Deckmäntelchen übergroßer Besorgtheit wollen wir in Wirklichkeit alles bestimmen und sprechen dem anderen seine Fähigkeit ab, selbst auf sich aufpassen zu können und seine eigenen Erfahrungen machen zu dürfen.
Du merkst es schon: Das Thema mit der (Selbstfür-)Sorge hat es in sich; jemand, der nicht gelernt hat, selbst gut für sich zu sorgen, sorgt sich schnell stellvertretend viel um andere – ob sie das nun möchten, oder nicht. Und wenn wir uns viel Sorgen machen, stauen und schwächen wir damit wiederum unsere Milz, und dann werden wir noch schlechter versorgt, stopfen noch mehr in uns hinein und projizieren unser tiefgreifendes Gefühl von Mangel noch mehr nach außen.
DIE GEISTIGE VERDAUUNG: KONZENTRATION, LERNEN UND ZIELGERICHTETES DENKEN
Auf mentaler Ebene schließlich ermöglichen uns Magen und Milz die Verdauung und Verarbeitung geistiger Inhalte. Die Fähigkeit, unsere Gedanken zu fokussieren und zu lernen steht eng mit der Funktionalität unserer Verdauung auf körperlicher Ebene in Zusammenhang. Gelingt uns die Transformation auch von geistiger Nahrung, fließen unsere Gedanken frei und ungehindert, eins führt zum anderen und wir kommen mit unseren Vorhaben voran.
Haben wir jedoch nicht genug Energie zum Verdauen oder ist dieser Vorgang auf andere Weise gestört, ist es leider vorbei mit dem freien und ungehinderten Fluss: Stattdessen kreisen wir nur noch zwanghaft um das immer gleiche und (in aller Regel) negative Zeug und kommen keinen Schritt mehr vorwärts – wir grübeln.
Besonders gerne grübeln wir absurderweise über unsere Sorgen – damit schaffen wir dann regelrecht einen gordischen Knoten in Hirn und Bauch, alles stockt und staut nur noch und wir versacken in einem Sumpf aus Gedankenmatsch und unverdautem Nahrungsbrei.
(Ja, ich weiß, gerade wir Deutschen sind ganz groß im Grübeln: Ist aber hinderlich. Sogar schädlich. Also bitte gewöhne Dir das schnell ab. Sobald da oben mal wieder das Gedankenkarussell sich zu drehen beginnt, sagt ihm einfach ganz kurz und knapp: „Halt die Klappe!“ Und dann schnell die Geisteskraft lieber auf mögliche Lösungen fokussieren oder wenigstens spazieren gehen oder den Keller aufräumen...)
WAS DARF ES SEIN - FRUCHTBARER ACKER ODER SCHLAMMBAD?
Eigentlich wird es jetzt Zeit für die praktischen Tipps. Aber ich hatte ja oben versprochen, noch etwas zum Thema Feuchtigkeit zu sagen für diejenigen, die alles immer gerne etwas genauer verstehen möchten (so eine bin ich nämlich selbst, kann ich also gut verstehen). Vielleicht fällt es Dir auch leichter, die praktischen Essens-Tipps auszuprobieren, wenn Du noch etwas mehr Zusammenhänge dazu kriegst.
Du hast ja vorhin schon gelesen, dass wenn unsere Verdauung schwach ist, sie „Feuchtigkeit“ produziert statt Energie für den Alltag. Dieses Bild von Feuchtigkeit ist eine sehr chinesische Betrachtungsweise, welche uns eine schöne plastische Vorstellung davon vermittelt, was in unserem Körper in diesem Zustand passiert.
Sehr sehr kurz gefaßt bedeutet das, dass unser inneres Körper-Klima sich nach und nach von einem fruchtbaren, saftigen Ackerboden in eine Schlammwüste verwandelt. Da bewegt sich nicht mehr viel, da wächst auch kaum noch was, alles stagniert so vor sich hin. Statt Hafer, Roggen, Mais und Kartoffeln hervorzubringen und damit unsere Speicher zu füllen, versumpft unser Acker immer mehr; wir kriegen nichts mehr zu essen, wir werden immer müder und schlapper, alles wird immer verstopfter, geblähter und träger – wir fühlen uns im wahrsten Sinne „matschig“.
Statt der feinen Nahrungsessenzen, dem “Klaren” (s.o.), transportiert die Milz nun nur noch einen feuchten Schleier nach oben: Unser Denken wird vernebelt, wir können keinen klaren Gedanken mehr fassen und fühlen uns “wattig” oder schwindelig im Kopf.
VON SCHLAMM ZU SCHLEIM
Und es kann noch dicker kommen: Wenn nämlich diese Feuchtigkeit in uns lange genug vor sich hin stagniert, erhitzt sie sich durch die Wärme in unserem Körper immer mehr und beginnt nun, regelrecht “einzudicken”. Und was passiert mit einer dünnen Hafersuppe, wenn wir sie nur lange genug kochen? Dann wird sie zu einer dicken, zähen, klebrigen Masse: Sie wird zu Schleim.
Und Schleim macht dann richtig doofe Sachen in unserem Organismus: Schleim fängt an, Materie zu bilden in Form von Zysten, Gallensteinen oder Tumoren, verstopft unsere Gefäße und führt zu Schlaganfall oder Herzinfarkt oder macht so starke Schwindelattacken, dass wir nicht mehr aufstehen können.
WIE DU DEINE MITTE HEILST
Und wie in aller Welt komme ich denn da jetzt wieder raus? Indem Du bei Deiner Ernährung anfängst.
In unserer Wandlungsphase Erde dreht sich alles um Nahrung, Verdauung, Transformation. Es ist daher naheliegend, dass eine Gesundung dieses Systems auch über Nahrung initiiert werden kann. Selbst wenn die Ursachen Deiner persönlichen Verdauungsstörung im emotionalen Bereich liegen, musst Du Deinen Organismus über die Ernährung unterstützen, sonst hast Du gar nicht genug Energie zur Verfügung, um Deine emotionalen Wunden zu heilen.
Wenn Du Deine Mitte heilen willst, sollte Deine Nahrung in erster Linie dazu beitragen, das Übermaß an Feuchtigkeit, was Deine schwache Milz hervorbringt, zu reduzieren und Magen und Milz wieder zu kräftigen. Es gilt also, die Lebensmittel zu vermeiden, die im Körper viel Feuchtigkeit produzieren, ebenso wie solche, die unser ohnehin schon schwaches Verdauungsfeuer beeinträchtigen – alles also, was uns feucht oder kalt macht.
SUPPE STATT SMOOTHIES
Vieles von dem, was wir für gesund halten, kann uns regelrecht schaden, WENN UNSERE MITTE SCHWACH IST. (Wenn Deine Mitte stark ist, kannst Du essen, was immer Du möchtest – aber dann würdest Du das hier wahrscheinlich gar nicht lesen...)
Nach der chinesischen Diätetik sind viele dieser Speisen von ihrer thermischen Wirkung in unserem Körper her kühl oder kalt. Rohes Obst, Salate, Rohkost, Joghurt, Quark; auch Brot und alles, was direkt aus dem Kühlschrank oder gar der Tiefkühltruhe kommt. (Was einmal tiefgefroren war, wird übrigens leider auch durch Erhitzen keine wärmende Wirkung mehr entfalten – es bleibt kühlend.)
Hinzu kommen all die Sachen, die viel Feuchtigkeit erzeugen: Allen voran sämtliche Milchprodukte (also schon wieder Joghurt, Quark & Co.; ja, leider auch Käse...), dicht gefolgt von Zucker, Weißmehl, gesättigten Fetten (Chips, Fritten, Burger etc.), Bier (auch ohne Alkohol).
Das erste, was ich meinen Patienten also empfehle, wenn sie ihre Mitte stärken wollen, ist dementsprechend dreimal täglich warm zu essen. Z. B. Porridge, Hirsebrei oder Milchreis (mit Getreidemilch) mit gedünstetem Obst zum Frühstück, tagsüber dann gedünstetes oder gebratenes Gemüse und Getreide als Schwerpunkt der Mahlzeiten.
Milchprodukte, Weißmehl und fette Speisen erstmal ganz weglassen, Zucker auf ein Minimum reduzieren, am besten durch natürlich süße Nahrungsmittel (z.B. Trockenfrüchte) ersetzen. (Ok, für alle absoluten Schoki-Junkies: Eßt nur noch richtig gute, teure Bio-Bitterschokolade mit mindestens 70 % Kakao-Gehalt - da sie teuer ist, kauft man davon meistens nicht so viel auf einmal und da sie bitter ist, ist man schneller zufrieden; durch den geringeren Zuckergehalt wird sie auch günstiger verstoffwechselt als Vollmilchschokolade. Max. 20 g = 1 Riegel am Tag.)
Und abends am liebsten nach 18.00 h nichts mehr essen (dann geht unsere Milz nämlich schlafen nach der chinesischen Organuhr), spätestens 19.00 h; je später man abends ißt, desto mehr sollte es Suppe sein, gerne dann auch ein bißchen scharf (so liefert man der erschöpften Milz das Verdauungsfeuer direkt mit, spart Arbeit).
Und was mindestens genauso wichtig ist: Iss in Ruhe. In entspannter Atmosphäre, ohne Handy, Fernseher oder Buch, mit ausreichend Zeit. Langsam, genußvoll, gut gekaut – das ist bei vielen Menschen schon die halbe Miete. Eine sehr ausführliche Anleitung und noch weitere Empfehlungen dazu wie z.B. die “80 %-Regel” oder die “Besser als-Regel” findest Du in meinem Artikel: Das kleine Einmaleins des freundlichen Essens.
Dr. Georg Weidinger, ein Kollege aus Wien, hat zum gesamten Thema ein wunderbares und sehr gut verständliches Buch mit vielen praktischen Tipps geschrieben: Die Heilung der Mitte (kann ich sehr empfehlen!). Und es gibt bestimmt auch in Deiner Stadt eine gute Ernährungsberatung nach den Grundsätzen der TCM - online gibt freundlicherweise z.B. Katharina Ziegelbauer (lustigerweise auch aus Wien) hervorragende Beratung, auch sehr viel kostenlos in ihrem super praxisbezogenen Blog.
So, jetzt wird es aber endgültig Zeit für die praktischen Tipps:
10 Tipps für eine zufriedene Mitte
1. Regelmäßig warm essen: Getreide, Gemüse, am liebsten bio und frisch gekocht.
2. Viel warmes Wasser trinken: Über den ganzen Tag verteilt immer wieder, das entspannt Milz und Geist und erleichtert die Umwandlung.
3. Regelmäßig leichte Bewegung: Spazierengehen, Fahrradfahren, QiGong, TaiChi, Yoga, Pilates etc. (darf natürlich auch etwas mehr sein, wenn Du ein sportlicher Typ bist und genug Kraft hast).
4. Immer in Ruhe und entspannter Atmosphäre essen (s.o.).
5. Kaltes meiden: Rohkost, rohes Obst, direkt aus dem Kühlschrank, Eis, viel Kaffee – der kühlt nämlich tatsächlich auch den Bauch
6. Stark Befeuchtendes meiden: Milchprodukte, Zucker, Weißmehl, fettige und denaturierte Nahrung (Fast Food, Konserven, Fertiggerichte), Bier
7. Viele kleine Pausen über den Tag machen (das liebt unsere Erde – dann bekommt sie Gelegenheit, Ansammlungen wieder aufzulösen und alles schön gleichmäßig zu verteilen).
8. Gefühle verdauen: Gespräche mit guten Freunden, über Konflikte und belastende Situationen schreiben, bei Bedarf eine gute Therapeutin aufsuchen. Sich Zeit dafür nehmen.
9. Nicht grübeln und dich nicht sorgen: lieber die eigene Energie in das (Er-)Finden von Lösungen stecken (bei finanziellen Ängsten z.B. in die Frage: „Wie kann ich mehr Geld verdienen?“), Sorgen loslassen, meditieren. (Klingt unmöglich? Ist es nicht, versprochen; es bedarf nur immer wieder einer klaren Entscheidung: “Halt die Klappe!”)
10. Mein Zuhause in mir pflegen: Dir täglich Zeit für dich selbst nehmen, für eine schöne Umgebung sorgen, meditieren, regelmäßig in dich hineinhorchen, auf´s eigene „Bauchgefühl“ hören, Körper und Sinne pflegen, sich Genuss gönnen.
Und zum Ausdrucken und zu Hause ins Schlafzimmer, an den Badezimmerspiegel und an den Kühlschrank hängen gibt´s hier wie immer die
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