Der heiße Brei oder das kleine Einmaleins des freundlichen Essens - Teil 2
Teil 2: Wie geht jetzt „freundliches“ Essen?
Hallo liebe(r) Mit-Esser*in, schön, dass Du wieder dabei bist J. In diesem Teil der Geschichte geht es jetzt darum genauer zu beleuchten, wozu wir Essen oft benutzen bzw. mißbrauchen, also wie wir uns mit Essen erstmal nicht gut tun – um dann eine Idee zu entwickeln, wie wir das drehen und zu einem entspannten, freundlichen und liebevollen Umgang mit dem Essen finden können.
WIR ESSEN GEGEN DIE ERSCHÖPFUNG, GEGEN DEN FRUST, UND UM NICHT ZU FÜHLEN
Während ich dies schreibe merke ich, dass ich aus diesem Thema und allem, was damit zusammenhängt, wohl ein ganzes Buch machen könnte. Es liegen jetzt schon so viele lose Enden herum, die es alle wert wären, weiterverfolgt zu werden – aber das ist das Tolle an einem Blog, man darf einfach schreiben, wozu man Lust hat und wieviel man gerade möchte und es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit ;-). Also werde ich für dieses Mal etliche dieser losen Enden erst einmal liegen lassen, vielleicht greife ich sie später an anderer Stelle wieder auf.
Hier soll es ja um das „kleine Einmaleins des freundlichen Essens“ gehen, und darauf komme ich jetzt zurück.
Meine Erfahrung mit dem Fasten (s. hierzu Teil 1 dieses Artikels) hat mir wie gesagt unter anderem deutlich gemacht, wieviel Angst und Stress für mich mit dem Thema Essen verbunden war und auch immer noch ist. Für wieviel Essen herhalten muß: für wie viele unerfüllte Bedürfnisse und Begierden, für tiefe seelische Belange wie Trost, Verbundenheit, inneren Frieden, Geborgenheit, Sehnsüchte, Angst- und Streßbewältigung, Liebe. Um ein tiefsitzendes Gefühl von Mangel, von Nicht-satt-werden, von Nie-genug-bekommen zu betäuben; um ein Loch zu stopfen, welches sich als bodenlos erweist, solange wir es noch stopfen und nicht anerkennen und heilen wollen.
Wir essen gegen die Erschöpfung, gegen den Frust, gegen die Leere und um nicht zu fühlen: unsere innere Unruhe, unser Unwohlsein in bestimmter Gesellschaft, unsere Wut, unsere Trauer, unseren Schmerz, unsere Lust, unsere Scham und was immer wir sonst an „unerwünschten“ Gefühlen zudecken wollen.
Wir verweigern das Essen aus denselben Gründen; selbstgewähltes Nicht-Essen kann uns zusätzlich auch ein Gefühl von Macht und Überlegenheit gegenüber den „Normalsterblichen“ verleihen (ich habe nie soviel für andere gekocht, wie in meiner magersüchtigen Jugendzeit, um ihnen dann mit einer Mischung aus Verachtung und Überlegenheit beim Essen zuzusehen). Nicht-Essen gaukelt uns vor, dass wir Kontrolle hätten, wir generieren damit u. U. eine Menge negativer Aufmerksamkeit, die wir den anderen dann trotzig bis haßerfüllt um die Ohren schlagen können.
Wenn Du selbst in Dich hinein fragst, wirst Du sicherlich noch ein paar mehr oder andere Gründe finden; allen, die es betrifft, kann ich nur sehr empfehlen, sich die Frage nach dem Wozu zu stellen und so oft, so ehrlich und so ungeschminkt wie möglich zu beantworten.
Ich habe mich z. B. erst kürzlich dabei beobachtet, wie ich in einer Runde saß, in der eine gewisse Spannung herrschte und kontrovers über einige Dinge diskutiert wurde. Vor allem einer der Beteiligten verbreitete dabei viel Streß und Negativität. Ich habe mich nicht getraut, ihn darauf anzusprechen und zu riskieren, dadurch selbst zur Zielscheibe seines Ärgers zu werden; stattdessen stopfte ich mit großer Geschwindigkeit und pausenlos Knabberzeug in mich hinein. Ich habe mir regelrecht „das Maul gestopft“; ich glaube, das nächste Mal fasse ich mir lieber ein Herz und bringe den Mut auf, das eigentliche Thema auf den Tisch zu bringen!
Bei näherer Betrachtung erkennen wir alle sicherlich viele solcher und ähnlicher Szenen, in denen wir nicht essen, um uns zu nähren, um zu genießen und uns gut zu fühlen, sondern um etwas anderes zu überdecken, zuzustopfen und lieber nicht zu fühlen - oder oder oder.
(Besonders verbreitet scheint mir dieses Verhalten z.B. auch bei Familientreffen, Besuchen bei den Eltern und ähnlichem - na, klingelt´s?)
WIE ALSO GEHT „FREUNDLICHES ESSEN“?
Aus den oben beschriebenen Gründen zu essen, bekommt uns in der Regel nicht besonders. Es liegt uns schwer im Magen, hinterläßt uns mit einem permanent schlechten Gewissen, einem geblähten, gestauten oder sonst wie unkomfortablen Körpergefühl, zu viel Gewicht, um uns damit wohlzufühlen, Müdigkeit, Schlappheit, einer trägen oder anderweitig gestörten Verdauung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.
Wir ärgern uns hinterher, dass wir schon wieder zu viel, zu schnell, zu hektisch oder „das Falsche“ gegessen haben und sind unter Umständen den ganzen Tag in Gedanken ständig mit Essen (oder Nicht-Essen) beschäftigt. Wir nehmen uns jeden Morgen vor, heute endlich einmal „alles richtig“ zu machen – und scheitern erneut. Regeln oder gute Vorsätze funktionieren in diesem Zusammenhang einfach nicht – oder allenfalls zeitweise, nur um uns hinterher in noch größeren Frust und noch tiefere Scham zu stürzen.
Wenn wir also lernen (und die Betonung liegt hier auf: lernen!) möchten, einen entspannteren, natürlicheren und freundlichen Umgang mit dem Thema Essen zu finden, brauchen wir einen anderen Ansatz.
DAS „KLEINE EINMALEINS DES FREUNDLICHEN ESSENS“
sieht für mich in etwa so aus:
1. Erlaube Dir, eine Lernende/ein Lernender zu sein. Lernen ist ein Prozeß. Es erfordert Motivation, Beharrlichkeit und üben, üben, üben.
2. Es gibt in diesem Prozeß keine Fehler. Nur Erfahrungen. (Wie heißt es immer so schön? „Umwege erhöhen die Ortskenntnis!“)
3. Nicht werten. Wir können hier wieder wunderbar unsere drei magischen Schritte zum Umgang mit unserem Schmerzkörper anwenden : nicht werten, nicht wehren und nicht festhalten. Der erste ist meiner Erfahrung nach für sehr viele Menschen der wichtigste: nicht werten. (Du hast noch nie etwas vom “Schmerzkörper” gehört? Dann kannst Du das hier bald nachlesen.
Wenn Du Dir gerade mit Essen (wieder einmal?) nicht gut tust, bewerte Dich nicht! Beobachte Dich freundlich, fühl hin, mach Dir keinen Druck und lerne, z.B.: „Ah, interessant, jetzt esse ich gerade weiter, obwohl ich schon satt bin. Wozu tue ich das gerade? Was will ich vielleicht gerade nicht fühlen, was traue ich mich nicht stattdessen, was brauche ich vielleicht in Wirklichkeit? Was brauche ich jetzt gerade, um mit dem Essen aufzuhören?“.
Was gerade beim Zuviel-Essen immer sehr hilfreich ist, ist eine kleine Pause. Bevor ich weiter esse, halte ich inne und verabrede mit mir, 5 – 10 Minuten Pause zu machen. Ich verspreche mir schon vorab, dass ich danach absolut und alles weiter essen darf, wenn ich das dann noch will (das nimmt sehr viel Druck aus der Situation); oft ist bis dahin dann aber schon so viel Sättigungsgefühl eingetreten, dass sich die Gier erledigt hat.
4. Wie wir essen. Mindestens so wichtig, ich behaupte sogar: noch wichtiger, als WAS wir essen, ist die Art und Weise, WIE wir essen. Zu meinem Einmaleins gehört:
a. Ich esse in Ruhe. Ruhe heißt: keine Ablenkung oder Nebenbeschäftigung (keine E-Mails oder sonst irgendetwas lesen, keine Textnachrichten schreiben, nicht Fernsehen, Radio, Musik oder Hörbuch hören…) – ich tue nichts anderes, als essen. Wenn ich mit einem oder mehreren anderen Menschen zusammen esse, sorge ich für eine entspannte, versammelte Atmosphäre am Tisch – also KEINE PROBLEMATISCHEN THEMEN beim Essen! Auch nicht unmittelbar vor dem Essen – unser Magen und unser gesamtes Verdauungssystem wird unmittelbar von unserem Sympathikus angesteuert, also von dem Teil unseres autonomen Nervensystems, welches für unsere Stress Reaktion zuständig ist. Wenn wir Streßhormone wie insbesondere Adrenalin ausschütten (z.B., weil wir gerade über ein für uns spannendes Thema sprechen oder jemand anders gerade Streß verbreitet), gelangen diese auf kürzestem Weg in unseren Magen – empfindsame Menschen spüren in solchen Momenten sofort, wie der Magen „zu“ geht, sich anspannt und überhaupt nicht mehr bereit ist, gerade Nahrung aufzunehmen, geschweige denn, zu verdauen.
b. Ich esse langsam und kaue gründlich. Jeden Bissen mindestens 30 x ist eine gute Faustregel zur Orientierung. Ich lege zwischendurch auch mal das Besteck aus den Händen, kaue in Ruhe zu ende, schließe vielleicht sogar mal die Augen dabei und beobachte, wie ich sofort den Geschmack und die Konsistenz meines Essens viel intensiver wahrnehme – und mehr genieße. Dann erst nehme ich das Besteck wieder auf und nehme den nächsten Bissen usw.
c. Ich rede möglichst wenig, am besten gar nicht während des Essens. Jedenfalls lasse ich mir Zeit, zuerst zuende zu kauen (und zwar in Ruhe!) und zu schlucken, bevor ich etwas sage; nicht mit vollem Mund zu essen ist nicht nur höflicher etwaigen Mitessern gegenüber, sondern auch wesentlich bekömmlicher. Ich spreche auch meine Tischgenossen nicht gerade dann an, wenn sie gerade eine Gabel voll irgendetwas-leckerem in den Mund geschoben haben; wenn ich etwas fragen will, warte ich eine Lücke ab, um sie meinerseits nicht unter Zugzwang zu setzen. Mein Freund und ich praktizieren diese Esskultur seit dem Fasten zu Hause, erinnern uns auch immer mal wieder freundlich daran und stellen fest, dass uns diese Art zu essen viel mehr Spaß macht und auch wesentlich besser bekommt. S.o.: keinen Streß produzieren beim Essen, weder mir noch anderen.
d. Kleine Portionen. Wenn ich die Tendenz habe, zu viel zu essen, nehme ich mir erstmal eine Portion, die etwa ein Drittel kleiner ist als meine sonst übliche Portion (da kann man getrost nach seinem Gefühl gehen, das klappt!) und verspreche mir, dass ich mir jederzeit noch nachnehmen darf, wenn ich davon nicht satt genug werde. Wenn ich diese Portion aufgegessen habe, mache ich erstmal 5 – 10 Minuten Pause (s.o.). Wenn ich danach immer noch ein wirkliches Hungergefühl verspüre, nehme ich mir noch eine Kleinigkeit nach (erstmal etwa die Hälfte von dem, was ich mir eigentlich gerne nehmen würde) und verspeise alles wieder in Ruhe und Gemütlichkeit; dann mache ich wieder eine kleine Pause und spüre hin. Für mich hat es sich meistens nach der ersten Pause bereits erledigt und ich merke, dass ich genug gegessen habe. (Wenn man hier nervös wird, weil man befürchtet, dann in kurzer Zeit schon wieder Hunger zu leiden darf man sich versichern, bei Bedarf einen Zwischensnack nehmen zu dürfen, damit der Abstand zur nächsten Hauptmahlzeit nicht zu lang wird.)
e. Keine allgemeinen Ernährungsregeln befolgen. Ich folge nicht zwanghaft irgendwelchen allgemeinen Ernährungsempfehlungen, egal, aus welcher Ecke sie stammen! Ernährung ist meiner Erfahrung nach eine wirklich SEHR individuelle Angelegenheit; in der Chinesischen Medizin ist es absolut selbstverständlich, dass Ernährungsempfehlungen nur sehr persönlich und situativ gegeben werden und auch erst nach einer gründlichen Befragung und Diagnostik! Jeder von uns braucht zu bestimmten Zeiten bestimmte Nahrungsmittel und Geschmäcker, um seine persönlichen Bedürfnisse zu bedienen, je nachdem, in welchem körperlichen und seelischen Zustand er/sie sich gerade befindet, welche Anforderungen von außen gerade zu bewältigen sind (baue ich z.B. gerade ein Haus oder schreibe ich eine Examensarbeit? Habe ich gerade ein Kind zur Welt gebracht oder trainiere ich für einen Marathon? Erhole ich mich von einer schweren Erkrankung oder kann ich „vor Kraft kaum laufen“?), wie mein Körper mit bestimmten Nahrungsmitteln umgeht (Habe ich Verdauungsstörungen oder nicht, und falls ja: welcher Art? Tun bestimmte Lebensmittel mir gut oder machen sie mir Probleme – egal, wie „gesund“ sie angeblich sein sollen? Habe ich viel Heißhunger? Vertrage ich keine kalten oder heißen Speisen? etc. etc.) und so weiter und sofort.
Im Zweifel heißt es: ausprobieren. Und den Mut haben, zu sich zu stehen und auch zu sagen: „Nein danke, das ist nichts für mich oder jedenfalls im Moment nicht.“ Ja, auch wenn gerade z.B. der gesamte Freundeskreis auf vegane (oder sonst irgendeine) Ernährung umgestellt hat und es allen so „wahnsinnig gut tut“ – wenn Du merkst, Du hast auch nach zwei, drei Wochen immer noch ein dringendes Bedürfnis nach Eiern oder Fisch oder Du bist auf einmal immer so müde oder frierst dauernd oder Dir fallen die Haare aus, dann IST DAS (IM MOMENT) NICHTS FÜR DICH! Dass eine neue Art von Ernährung etwas für Dich ist, merkst Du daran, dass Du Dich fit fühlst, wach, angenehm temperiert, eine regelmäßige und entspannte Verdauung hast, dir die neuen Rezepte schmecken und Dich zufrieden und satt machen. Kurz: dass Du Lust hast, das weiter zu machen, Punkt.
5. Es darf Spass machen! Wenn ich meine Ernährung verändern möchte, fange ich langsam und vielleicht erst einmal mit einer Sache an. Ich probiere sie eine zeitlang aus (z.B. ein bis zwei Wochen) und fühl hin, ob mir das gut tut und SPASS MACHT. Wenn ja: mehr davon, ich nehme einen weiteren Aspekt dazu. Wenn nicht: probiere ich etwas anderes. Wenn Du noch überhaupt keine Ahnung hast, wie für dich eine gesündere, wohltuendere Ernährung aussehen könnte, empfehle ich Dir das Buch „Die Heilung der Mitte“ von unserem Wiener Kollegen Dr. Georg Weidinger. Ein wunderbares Einsteiger-Buch über die chinesische Ernährungslehre (das heißt nicht, dass Du ab jetzt nur noch Chinesisch kochen sollst!) dass auf eine sehr informative und gleichzeitig humorvoll-warmherzige Art viele spannende Zusammenhänge erklärt und sehr konkrete Tipps gibt, an denen man sich erstmal entlang hangeln kann. Auch die Rollen und Aufgaben unserer Hauptorgane aus chinesischer Sicht sind dort wundervoll dargestellt, so manches fällt einem bei der Lektüre wie Schuppen von den Augen…
Wer es noch konkreter und individueller haben will, dem empfehle ich eine Ernährungsberatung nach TCM (Traditionelle Chinesische Medizin); dort wird eben wie schon gesagt ganz persönlich geguckt, was DU in gerade DIESER Zeit in Deinem Leben brauchst, um Dich gesund und fit zu fühlen und auch Dein Wohlfühlgewicht zu erreichen und zu halten. Ich kenne da auch eine tolle Webseite von einer sehr fitten Online-Ernährungsberaterin in Wien – viele super Tipps, ein sehr fundierter und lebensnaher Blog, ein Online-Kurs „Trust your body“ u.v.m.: https://www.ernaehrungsberatung-wien.at, sehr zu empfehlen!
6. Sündigen ist ausdrücklich erlaubt! Ich erlaube mir sehr bewußt kleine „Sünden“. Eine meiner Lehrerinnen der Chinesischen Medizin sagte immer: „Wenn Du 80 % richtig machst, darfst Du 20 % falsch machen.“ (Ausnahme: Du bist wirklich richtig krank, dann kannst Du Dir „Ausrutscher“ eine zeitlang nicht erlauben, wenn Du wieder gesund werden willst.) Ich z.B. gönne mir jeden Abend zum Abschluß zwei Stück meiner Lieblings-Bitterschokolade. Ich kaufe ausschließlich sehr gute und köstliche Bio-Qualität (ja, sehr lecker schmecken muß sie auch, damit sie auch richtig zufrieden macht); dafür gebe ich wesentlich mehr Geld aus, als für eine herkömmliche Tafel, das bin ich mir wert. Bitterschokolade hat den großen Vorteil, dass sie durch intensiveren Kakao-Geschmack und weniger Süße viel schneller den „Schoki-Hunger“ stillt; danach brauche ich dann nichts Süßes mehr, zwei Stücke reichen total. Außerdem wird sie ganz anders verstoffwechselt, als Milchschokolade, sie erhöht viel weniger den Blutzuckerspiegel (hat einen niedrigeren „glykämischen Index“ sagt man auf schlau) und löst deshalb nicht so schnell Gier auf mehr aus.
Eine andere Möglichkeit ist z.B. auch, so etwa alle 10 Tage mal einen Tag lang einfach alles zu essen, was man sich sonst verkneift (sozusagen der „Fritten-Weingummi-Chips-Schokolade-Eis-Hamburger-Tag“), und zwar mit Genuß und ausdrücklicher Erlaubnis (!); insgesamt ist es einfach empfehlenswert, sich nicht zu kasteien und nicht asketisch zu werden, das rächt sich erfahrungsgemäß und man hält es auf Dauer nicht durch.
Auch schön finde ich die „besser-als“-Formel, auf die ich neulich in dem Kochbuch „Die vegetarische 5-Elemente-Küche“ (Kind/Spielberg) gestoßen bin – eine Handvoll Chips zu essen ist besser als eine ganze Tüte; eine Kugel Eis ist besser als zwei Kugeln etc., Du verstehst das Prinzip. Nur weil ich mir gerade etwas nicht verkneifen kann oder will, muß ich nicht gleich alles über den Haufen schmeißen („Jetzt ist auch schon egal…“); ich kann mit mir selbst Kompromisse schließen und immer noch mit mir zufrieden sein.
FAZIT
Ich könnte diese Liste jetzt noch eine Weile fortführen und immer mehr ins Detail gehen, aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen (vielleicht mache ich irgendwann mal ein Buch draus). Zusammenfassend halte ich nochmal fest:
Meiner Ansicht nach darf Essen zu mehr als nur der reinen Erhaltung von Körperfunktionen dienen, es darf und sollte auch die Seele nähren und die Sinne streicheln. Essen ist überhaupt von Natur aus eine zutiefst sinnliche Angelegenheit: all die verschiedenen köstlichen Düfte, Geschmäcker, Farben, Formen und Konsistenzen, die unsere Nahrungsmittel anbieten, sind wie dafür geschaffen, von uns gewürdigt und genossen zu werden. Das gehört für mich zu einem gesunden und natürlichen Essverhalten – Genuß, Freude, Sinneslust, auch Geselligkeit; Essen sollte und darf uns satt machen und zufrieden und es sollte unbedingt Spaß machen!
Wenn wir uns von alten, unguten Eßgewohnheiten (auch emotionaler Art, s. Teil 1 dieses Artikels) lösen und neue, lebendige und natürliche Gewohnheiten etablieren wollen, dürfen wir alle Gedanken an Moral, Strafe, Scham und Strenge ad acta legen. Sich mit dem Thema Essen zu versöhnen ist ein Prozeß der Selbstliebe und -akzeptanz; er erfordert Geduld, Mitgefühl mit sich selbst, sich verzeihen, dranbleiben, spielen und ausprobieren – und eine ordentliche Prise Humor ist auch immer sehr hilfreich!
Und er lohnt sich sehr, ich kann es wirklich aus eigener Erfahrung berichten; und wenn Du Dich alleine damit überfordert fühlst, dann hol Dir Unterstützung dafür.
So, ich hoffe, damit kann jetzt die eine oder der andere etwas anfangen; möge es Dir als Anregung, Motivation, solidarische Geste und – im wahrsten Sinne! – zum Appetit anregen dienen. Wohl bekomm´s!
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